Auf das Innere kommt es an!“
Wilhelm Joseph Chaminade wurde am 8. April 1761 als jüngstes von dreizehn Kindern eines Tuchhändlers in Périgueux in Südwestfrankreich geboren. Ebenso wie drei seiner Brüder entschloss er sich zum Priestertum. Mit zehn Jahren trat Chaminade in die geistliche Bildungsanstalt zu Mussidan ein, wo bereits ein älterer Bruder als Lehrer tätig war.
Nach den philosophischen und theologischen Studien an den Universitäten zu Bordeaux und Paris empfing er 1785 die Priesterweihe. Zurück in Mussidan, widmete er sich der Jugend und wirkte als Lehrer und Verwalter des Kollegs. 1789 kam es zum Ausbruch der Französischen Revolution. Geistliche hatten den Eid auf die Zivilverfassung zu leisten und wurden dadurch gezwungen, mit der römisch-katholischen Kirche zu brechen. Pater Chaminade und seine Brüder weigerten sich jedoch, diesen Eid zu leisten. Während der Schreckensherrschaft diente ein von ihm erworbenes Haus am Stadtrand von Bordeaux als Zufluchtsort. Nachdem 1794 Robespierre gestürzt worden war und Pater Chaminade seine seelsorgliche Tätigkeit wieder öffentlich ausüben durfte, wurde ihm vom Bischof eine schwierige Aufgabe erteilt: Er sollte Priester, die ihren Eid auf die Zivilverfassung geleistet hatten, mit der Kirche aussöhnen. Doch schon damals war ihm besonders die Jugend ein Anliegen; er sorgte sich um verwahrloste Kinder und Jugendliche. Als am 4. September 1797 Paris von den Jakobinern besetzt wurde und das Verbannungsdekret gegen die Eidverweigerer wieder in Kraft trat, musste P. Chaminade Bordeaux verlassen und ging auf Ratschlag des Erzbischofs von Auch in die Verbannung nach Saragossa (Spanien). Zwar musste er damit ein bisher vielversprechendes Wirkungsfeld aufgeben. Den aus Frankreich geflüchteten Priestern, die in Spanien in der Verbannung lebten, war es zudem nicht gestattet, als Priester zu wirken. Sie durften weder Unterricht erteilen noch in der Seelsorge arbeiten. Dass sich in Saragossa das berühmte marianische Nationalheiligtum Unserer Lieben Frau von der Säule befand, war für Pater Chaminade ein großer Trost. In dieser Zeit erweiterte er seine Kenntnisse in Theologie und Kirchengeschichte und besuchte, um das Ordensleben besser kennenzulernen, mehrere Ordenshäuser. Den größten Teil seiner Zeit aber verbrachte er im Gebet vor dem Gnadenbild Unserer Lieben Frau von der Säule. Von der Gottesmutter bekam er den Auftrag, eine Gesellschaft für Männer, bestehend aus Laien und Priestern, und eine Vereinigung für Frauen zu gründen, um durch Maria dem Glauben neuen Auftrieb zu geben.
Im November 1800 konnte Pater Chaminade aus der Verbannung nach Bordeaux zurückkehren. Man wusste dort um sein Talent, Organisationen zu schaffen und Vereinigungen zu leiten und übertrug ihm das Amt des Generalvikars der Diözese Bazas (heute Diözese Bordeaux-Bazas). Um seine marianische Sendung durchzuführen, bedurfte es aber noch weiterer Mitstreiter. P. Chaminade gewann Therèse de Lamourous (1754-1836), die ihm in den Tagen der Revolution Schutz gewährt und ihr Haus zur Feier der Heiligen Messe zur Verfügung gestellt hatte. Er trug ihr die Leitung eines bereits bestehenden Hauses für sittlich verwahrloste Mädchen an. Nach einiger Bedenkzeit nahm sie sich der Aufgabe an, gefährdeten Mädchen Schutz und Heim zu bieten. So entstand das „Werk der Barmherzigkeit“.
Die Schar der jungen Männer um Pater Chaminade wuchs rasch an. Am 2. Februar 1801 gelobten die ersten zwölf Kongreganisten Maria die Treue und weihten sich der Gottesmutter. 1816 gründete P. Chaminade zusammen mit Adèle de Batz de Trenquelléon die Ordensgemeinschaft der „Marientöchter“ (FMI = Filles de Marie Immaculée), die heute Marianistenschwestern genannt werden. Am 2. Oktober 1817 gründete Pater Chaminade eine männliche Ordensgemeinschaft - die Marianisten (SM = Societas Mariae).
Am 12. April 1839 wurde die Kongregation von Papst Gregor XVI. gutgeheißen, am 11. August 1865 erlangte sie die päpstliche Anerkennung.
Bis 1845 hatte Pater Chaminade die Leitung des Ordens inne, dann bewogen ihn Unstimmigkeiten innerhalb der Ordensgemeinschaft und sein schlechter Gesundheitszustand, sein Werk an seine Mitbrüder zu übergeben. Er starb am 22. Januar 1850 in Bordeaux. Seit 1871 befindet sich sein Grabdenkmal auf dem dortigen Kartäuserfriedhof.
Pater Wilhelm Josef Chaminade wurde am 3. September 2000 in Rom von Papst Johannes Paul II. selig gesprochen. Sein liturgischer Gedenktag ist der 22. Januar.